Langwedeler Häuslingshaus

Das Langwedeler Häuslingshaus
Das Häuslngshaus um 2006

Das denkmalgeschützte Langwedeler Häuslings-haus, dessen Ursprung auf 1768 zurückgeht und das 1842 eine wesentliche Veränderung erfahren hat, wurde bis 2000 noch bewohnt. Es liegt direkt am historischen Langwedeler Mühlenbach, der einst die Gräben der benachbarte Bischofsburg ( 1222- 1866) mit Wasser versorgte und die Langwedeler Wassermühle antrieb.

Im Jahre 2008 begannen die Bestrebungen des gemeinnützigen Langwedeler Kulturvereins e.V., das alte, leerstehende Fachwerkhaus, das bis 1842 als Häuslingshaus diente und danach eine Anbauerstelle war, für die Nachwelt zu erhalten. Nach vier Jahren konnte 2012 mit der Restaurierung begonnen werden. Im Oktober 2013 wurde die Einweihung des im Zustand von 1842 wiedererstellten Hauses gefeiert. Dem Langwedeler Kulturverein ging es maßgeblich darum, ein Bild vom früheren Leben der einfachen Leute zeigen zu können.
Die restaurierte äußere Fassade wertet ein Stück Langwedel sichtbar auf, wie der Vergleich der Gebäudefronten zeigt. Die wahren Schätze dieses typischen“ Küchennischen-Hauses“ liegen aber im Inneren des Häuslingshauses. Dieses Innere des Zweiständer-Hauses hat seinen besonderen, denkmalwürdigen Wert, weil es sich mit Flett, Wohn- und Wirtschaftsraum von üblichen Häusern unterscheidet: An dem höher gelegenen Riegel in Richtung der Osttraufe erkennt man nur eine Lucht. Von diesem Bereich aus gelangte man durch eine Tür in die große Stube. Sie wurde noch andeutungsweise erhalten. Die Feuerstelle, vermutlich erst offen, befand in der sogenannten Küchennische, dem mittleren dreier Räume im „Kammerfach“. Zunächst war dieser Raum zur Diele noch ganz offen. Der Rauch zog durch die Diele und durch eine Luke im Giebel ab, die noch heute erkennbar ist. Später wurden von hier aus mittels zweier Hinterladeröfen die angrenzenden beiden Stuben des Kammerfachs beheizt. Eines der Feuer- und Rauchlöcher ist noch sichtbar.

Das Langwedeler Häuslingshaus
Der Zustand des Vordergiebels nach der Restaurierung

Die wesentliche Änderung, die das Häuslingshaus 1842 erfahren hat, war die Verlängerung der Diele in südlicher Richtung, also nach vorne zur Straße. Zugleich wird statt der einfachen Tür ein großes Dielentor eingebaut. Das war notwendig , weil aus dem Häuslingshaus nachweislich eine Anbauerstelle geworden war. Für Häuslinge reichte eine kleine Tür als einzigen Eingang, denn diese „niedrigsten Bewohner auf Dörffern“ hatten als Land bestenfalls einen Garten zur Selbstversorgung. Für die geringfügige Tierhaltung z.B. eine Kuh und/oder Ziegen, konnte Heu über eine Luke von außen auf den Dachboden gebracht werden. Anbauern betrieben hingegen schon eine kleine Landwirtschaft. Für das Erntegut war es zweckmäßiger mit Erntewagen in die Diele fahren zu können, und es von dort auf den Dachboden zu verbringen.

Eine kleine bauliche Maßnahme im ausgehenden 19. Jahrhundert mit beachtlichen Folgen war die gemauerte Verengung des zunächst weit geöffneten Durchganges von der Diele zur Küchennische. Vermutlich wurde in diesem Zuge ein Rauchfang unter dem auf dem Dachboden aufgesetzten und noch vorhandenen Schornsteins angebracht. Dadurch wurde die Diele rauchfrei und konnte farbig gestaltet werden. Dreiundzwanzig Farbschichten konnten von Restauratorinnen im Flettbereich identifiziert und fachgerecht konserviert werden. Auch die Küche wurde mit allen intensiven Rauchspuren unangetastet gelassen. Hier ergibt sich eine authentische Vorstellung der vormaligen (durchaus nicht klinisch reinen) Küchennische, welche die typologische Besonderheit des Langwedeler Häuslingshauses ist.
Viele haben an dem Gelingen der Wiederherstellung des Langwedeler Häuslingshauses beigetragen: Die öffentlichen Zuwendungsgeber, private Spender, Handwerker, der Architekt, Restauratorinnen, amtliches Fachpersonal und viele freiwillige Helfer mit ca. 6.000 Stunden ehrenamtlichen Arbeitsstunden.

Der Kulturverein stellt das Haus für Veranstaltungen und standesamtliche Trauungen zur Verfügung und bietet auch Gästeführungen an. Bei Interesse bitte bei Dr. Wolgang Ernst unter Tel. 04232-1590 melden.

Weitere Informationen finden Sie unter www.langwedelerkulturverein.de

Kommentare sind geschlossen.